So nachhaltig könnte man Deponien betreiben

Mehr Recycling, weniger deponieren

 

Die Blöchlinger AG zeigt, dass ein Grossteil des Bauschutts nicht auf Deponien landen müsste, sondern aufbereitet werden könnte

 

Dem Kanton fehlt es an Baustoffdeponien. Nun werden Stimmen laut, die eine gesetzlich vorgeschriebene Recyclingquote für Bauschutt fordern. Dass dies Sinn machen würde, beweist die Blöchlinger AG, die einen hohen Anteil der Bauabfälle recyceln kann.

 

Die Schaffung neuer Deponien erhitzt immer wieder die Gemüter. Denn für die Anwohnerinnen und Anwohner bedeuten Deponien viel Lärm und unzählige Lastwagen, die zusätzlich durch das Dorf fahren. Zurzeit wehren sich beispielsweise die Gemeinden Amden und Weesen dagegen, dass die geplante Deponie Sittenwald im Richtplan 2021 festgesetzt wird. Aber auch das Deponieprojekt Sonnenfeld in Ermenswil sorgt für Gesprächsstoff. Das Verrückte an der Sache: Die Region See-Gaster braucht dringend neue Standorte, an denen Bauabfälle deponiert werden können. 

 

«Unser Vater war ein Tüftler» 

Wo viel gebaut und rückgebaut wird, da fallen viele Abfallstoffe an. Und diese Mengen sind nicht unerheblich: Rund 80 Prozent der in der Schweiz generierten Abfälle stammen aus der Baubranche. Was viele Leute nicht wissen: Diese Stoffe müssten nicht alle auf der Deponie landen. Sie könnten zu einem grossen Teil auch rezykliert werden. Und genau darauf hat sich die Blöchlinger AG aus Neuhaus spezialisiert. Seit 36 Jahren betreibt das Unternehmen Baustoffrecycling. «Unser Vater war ein Tüftler und ein Pionier. Wir haben es in den Genen, so viel wie möglich recyceln zu wollen », erklärt Ansgar Blöchlinger, der das Familienunternehmen zusammen mit seinem Bruder Cornel Blöchlinger leitet. Stets werden neue Wege gesucht, wie ein noch grösserer Anteil des Materials aufbereitet werden kann. «Bei gewissen Stoffen können wir heute bis zu 100 Prozent des Abfalls rezyklieren», sagt Cornel Blöchlinger. 

 

Ein Prime Tower pro Jahr 

Innerhalb der letzten zehn Jahre brachte das Unternehmen rund 1,5 Millionen Tonnen mineralische Baustoffe in den Produktionskreislauf zurück. «Mit diesem Material hätte man eine ziemlich grosse Deponie gefüllt», sagt Cornel Blöchlinger. Pro Jahr entspricht dies etwa dem Volumen des Prime Tower, das im Werk Hinterwis aufbereitet wird. Das aufbereitete Material wird unter anderem in Form von «NeoCret», dem hauseigenen Beton, der zu 85 Prozent aus rezykliertem Kies besteht, in den Kreislauf zurückgegeben. Doch bei vielen Bauherren und Behörden scheint das Baustoffrecycling noch keinen hohen Stellenwert zu haben. «Aus unserer Sicht macht die öffentliche Hand zu wenig für die Kreislaufwirtschaft», sagt Cornel Blöchlinger. Es werde kaum darauf geachtet, dass beim Bauen recycelte Materialien eingesetzt werden. Deshalb setzt sich die Blöchlinger AG dafür ein, dass die Bevölkerung und die Behörden darauf sensibilisiert werden, vermehrt auf Recyclingbaustoffe zu setzen. 

 

Recyclingquote wird gefordert 

Im Kanton St.Gallen wird zurzeit eine Anpassung der Gesetzgebung gefordert. Mit einer gesetzlich vorgeschriebenen Recyclingquote könnte erreicht werden, dass der Kanton weniger Deponien braucht und diese Deponien zudem nicht so schnell gefüllt sind. Als Vorbild dient der Kanton Zürich, der heute bereits verlangt, dass 50 Prozent der auf Baustellen anfallenden Abfallmaterialien aufbereitet werden. Die Brüder Blöchlinger begrüssen, dass im Kanton die Forderung nach einer Recyclingquote laut wird. Unverständlich sei jedoch, weshalb die Regierung bisher noch nichts in diese Richtung beschlossen hat. «Der Kanton spricht gerne und oft von Vorbildfunktion, welche dieser bei Bauprojekten übernehmen werde. Das genügt aber nicht. Das Problem muss bei der Wurzel, also bei der Entsorgung, angepackt werden», sagt Pascal Blöchlinger, Prozessmanager bei Blöchlinger. Die Recyclingprofis gehen davon aus, dass im Kanton St.Gallen noch mehr möglich wäre als im Kanton Zürich. «Wir denken, dass eine Verwertungsquote von 70 Prozent im Markt möglich ist», sagt Cornel Blöchlinger. Die Blöchlinger AG kann heute bereits rund 80 Prozent des angelieferten Materials aufbereiten. Die restlichen 20 Prozent nicht rezyklierbare Abfälle müssen deponiert werden. 

 

Viel weniger LKWs im Dorfkern 

Die Rechnung ist simpel: Müsste der gesamte Bauabfall durch Eschenbach zu einer zukünftigen Deponie gebracht werden, wären dies fünfmal mehr Lastwagen, welche durch das Dorf fahren, und die Deponie wäre fünfmal schneller voll. «Das Werk Hinterwis steht nahe an der Autobahn. Die meisten Lastwagen kommen von der Autobahn und bringen die Materialien ins Werk. So entsteht im Dorfkern von Eschenbach kaum Mehrverkehr», sagt Ansgar Blöchlinger. Er ist aber überzeugt, dass die Kreislaufwirtschaft auf Kantons- und Gemeindeebene gefördert werden muss, damit sich diese im Markt durchsetzen kann. 

 

Was ist Kreislaufwirtschaft? 

Unter dem Begriff «Kreislaufwirtschaft» versteht man ein Wirtschaftssystem, bei dem weniger Primärrohstoffe verbraucht werden, indem Materialien stets im Umlauf gehalten werden. Die Kreislaufwirtschaft unterscheidet sich somit von den weit verbreiteten linearen Wirtschaftssystemen, bei denen Rohstoffe abgebaut, zu Produkten verarbeitet und die Produkte am Ende entsorgt werden. Bei einem linearen Wirtschaftssystem entsteht weitaus mehr Abfall als bei der Kreislaufwirtschaft.

Nachhaltige Deponie
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